Allgemeine Informationen
Infobox
Zu den bekanntesten Songs zählen All der Jazz [All That Jazz], Zellen Block Tango [Cell Block Tango], Ich bin nur für Liebe da [All I Care About Is Love], Wir beide griffen nach dem Colt [We Both Reached For The Gun], und Mister Zellophan [Mister Cellophane].
English John Kander Fred Ebb Bob Fosse
Über das Musical
Das Musical CHICAGO ist eine satirische und gesellschaftskritische Abhandlung eines Mordprozesses auf der Basis einer realen Begebenheit: Chicago in den 20er Jahren: Maurine Dallas Watkins – Kriminalreporterin der „Chicago Tribune“ – veröffentlichte am 11. März 1924 einen Artikel über die Nachtclubsängerin Belva Gaertner, welche wegen Mordes an ihrem Ehemann vor Gericht stand. Den Erfolg ihres Artikels verdankte sie vor allem den lakonischen Kommentaren der zwielichtigen Belva: „Gin und Waffen – eines allein ist schon schlimm genug, aber die Kombination bringt dich in die ärgsten Kalamitäten“.
Angespornt durch die Wirkung des Zeitungsartikels berichtete Watkins wenige Wochen später – am 3. April 1924 – über einen ähnlichen Fall: Beulah Annan, eine in Chicago lebende verheiratete Frau, erschoss ihren Liebhaber, weil dieser gedroht hatte, sie zu verlassen. Nach einiger Zeit des Nichtstuns rief sie ihren Mann an und teilte ihm mit, sie habe soeben einen Einbrecher erschossen, der versucht habe, sie zu vergewaltigen...
Dieser Vorfall erregte innerhalb kürzester Zeit ein außergewöhnlich starkes öffentliches Interesse. Dies lag vor allem daran, dass Beulah Annan direkt nach ihrer Verhaftung für Fotografen posierte, Interviews gab, mit ihren „Auftritten“ den Gerichtssaal zu ihrer „Publicity-Bühne“ machte und letztendlich behauptete, schwanger zu sein. Da das Gesetz von Illinois die Hinrichtung von schwangeren Frauen nicht zuließ, sollte ihr Prozess verschoben werden. Der Anwalt der Angeklagten setzte jedoch eine sofortige Einleitung des Prozesses durch und erreichte mit Hilfe der Presse – die Beulah Annans Lebensgeschichte und den Tatverlauf manipulierte – einen Freispruch.
Fasziniert von dem Ausgang des Prozesses, verfasste Maurine Dallas Watkins daraufhin ein Bühnenstück, welches bereits am 30. Dezember 1926 in New York Premiere feierte.
Ihre satirische Komödie auf das amerikanische Rechtssystem und die sensationsträchtige Medienwelt wurde zum großen Erfolg mit 182 Aufführungen.
Die 1942 entstandene Filmversion „Roxie Hart“ mit Ginger Rogers in der Hauptrolle inspirierte Jahre später den Regisseur und Choreographen Bob Fosse. Schon Mitte der fünfziger Jahre plante er eine Musical-Adaption des spannend-komischen Stoffes. Aber es sollte noch 13 Jahre dauern, bis er die Rechte für das Stück erwerben konnte. Am 3. Juni 1975 war es dann soweit: Im 46th Street Theatre hob sich der Vorhang für CHICAGO – Das Musical. Es wurde dort fast 900 Mal gespielt – und schrieb dort ein Stück Theatergeschichte: Als die Hauptdarstellerin Gwen Verdon wegen Krankheit ausfiel, übernahm Liza Minnelli ihren Part. Dieses Gastspiel des Stars wurde zum bestgehütesten Geheimnis in der Geschichte des Broadway: In allen Artikeln, Anzeigen und Ankündigungen blieb aus unerfindlichen Gründen der Name Gwen Verdon stehen!
Am 14. November 1996 kam es zur sensationellen Revival-Produktion in einer vollkommen neuen, modernen Inszenierung am Broadway. Als Regisseur konnte Walter Bobbie (Gewinner des Tony Awards als Bester Regisseur eines Musicals) gewonnen werden: „CHICAGO ist eine Geschichte über Mord, Habgier, Korruption, Gewalt, Ausbeutung, Ehebruch und Untreue – eben all die Dinge, die wir tief in unserem Herzen tragen!“
Die Ausstattung der Wiederaufnahme wurde von Walter Bobbie auf das Essentielle reduziert – seine elegante, stilisierte Produktion kommt ohne den riesigen technischen Aufwand und die computerisierten Wunder der modernen Mega-Musicals aus. Musik, Text und vor allem die brillante Choreographie reichten voll und ganz aus, um sämtliche Kritiker zu Lobes-Hymnen hinzurei- ßen.
Das CHICAGO-Revival sammelte mit Abstand die meisten Auszeichnungen und Awards des Jahres 1997 ein.
Das Schwarz der Bühne und der Kostüme wirkt nicht nur durch seinen Kontrast mit nackter Haut aufregend sinnlich, sondern es reflektiert auch den schwarzen Humor dieses Musicals.
CHICAGO ist aktueller denn je. Die Autoren Bob Fosse, John Kander und Fred Ebb haben vor zwanzig Jahren den heutigen Zynismus in verblüffender Genauigkeit vorausgeahnt.
CHICAGO stellt das amerikanische Rechtssystem als eine Unterabteilung des Show-Biz dar. Die VaudevilleForm erinnert dabei an satirische Revuen à la Brecht/ Weill, und die Abfolge der beißend witzigen Songs wirkt „wie ein Comic-Strip, der mit Säure geätzt wurde“ (Stagebill).
...and all that jazz!
Autoren
Fred Ebb Liedtexte & Buch |
|
Bob Fosse Buch |
|
John Kander Musik |
Inhalt
Charaktere
Velma Kelly Roxie Hart Amos Fred Casely Sergeant Fogarty Liz Annie June Hunyak Mona Mama Morton Billy Flynn Mary Sunshine Go-To-Hell-Kitty Harry Aaron Martin Harrison
Ort & Zeit der Handlung: Chicago, späte 1920er
Akt 1
Die Geschichte spielt im Chicago der 1920er Jahre. Sie beginnt mit dem Mord der Vaudeville-Tänzerin Roxie Hart an ihrem Liebhaber Fred Casely. Bei der ersten Befragung am Tatort deckt ihr Ehemann sie, bis sich herausstellt, dass sie ein Verhältnis mit dem Toten hatte. Roxie kommt daraufhin zur Untersuchungshaft ins Gefängnis.
Dort lernt sie die korrupte Matron Morton, genannt „Mama“ kennen, die ihr das Leben im Gefängnis erklärt. Ihre Zellengenossin und ebenfalls Mörderin ist die Tänzerin Velma Kelly, die mit „Mama“s Hilfe zu einem Medienstar wurde und die Fortsetzung ihrer Karriere nach ihrer Freilassung plant. „Mama“ schlägt Roxie den Rechtsanwalt Billy Flynn vor, da dieser noch nie einen Prozess verloren hat. Roxie hat nicht genug Geld, durch ihren Mann erhält sie es schließlich dennoch und Billy nimmt Roxies Fall an.
Mit Hilfe der Boulevardjournalistin Mary Sunshine wird Roxie in den Medien als „Jazz-Mörderin“ immer populärer, im Stück hält sie eine große Zeitung mit der Schlagzeile „Roxie rocks’ Chicago“ in die Höhe und neue Versionen der Wahrheit werden verbreitet. Velma wird eifersüchtig auf sie, da sie ihr nicht nur das Rampenlicht, sondern auch Billy stiehlt, und versucht vergeblich, mit ihr ins Gespräch zu kommen und sie als Partnerin für ihre Shownummer zu gewinnen. Unabhängig voneinander kommen beide Frauen zu dem Schluss, dass sie nur sich selbst vertrauen können.
Akt 2
Roxies Glückssträhne nimmt kein Ende, trotz ihrer Lügen, nach denen es heißt, sie habe eine Klosterschule besucht und sei mittlerweile schwanger, was schon lang ihr größter Wunsch gewesen sein soll. Für die angebliche Vaterschaft ihres Mannes interessiert sich jedoch niemand.
Unterdessen planen Velma und Billy einige Tricks für ihre Verhandlung. Der Anwalt setzt diese jedoch allesamt für Roxies Fall ein, was „Mama“ und Velma nicht freundlich stimmt.
Mit allen Schmeicheleien und Lügen kommt Roxie erwartungsgemäß frei. Jedoch nehmen auch ihre Tage im Licht der Medien ein jähes Ende, als ein neuer, spektakulärerer Fall das Interesse der Öffentlichkeit auf sich zieht. Roxie findet sich damit ab und kommt auf Velmas einstigen Vorschlag einer gemeinsamen Karriere zurück. Letztendlich werden Velma und Roxie zwei gefeierte Jazz-Sängerinnen.
Songs
Akt 1
# | TITEL | INTERPRETEN |
---|---|---|
1 | Overture | Intrumental |
2 |
All der Jazz All That Jazz |
Velma Kelly, sowie das Ensemble |
3 |
Schusseldussel Funny Honey |
Roxie Hart |
4 |
Zellen Block Tango Cell Block Tango |
Velma Kelly, sowie das Ensemble |
5 |
Bist du gut zu Mama When You're Good To Mama |
Mama Morton |
6 |
Steptanz A Tap Dance |
Roxie Hart, und Amos, sowie das Ensemble |
7 |
Ich bin nur für Liebe da All I Care About Is Love |
Billy Flynn, sowie das Ensemble |
8 |
Etwas Gutes ist an jedem dran A Litte Bit Of Good |
Mary Sunshine |
9 |
Wir beide griffen nach dem Colt We Both Reached For The Gun |
Billy Flynn, Roxie Hart, und Mary Sunshine, sowie das Ensemble |
10 | Roxie | Roxie Hart, sowie das Ensemble |
11 |
Leider geht's nicht allein I Can't Do It Alone |
Velma Kelly |
12 |
Ich bin mein bester Freund My Own Best Friend |
Roxie Hart, und Velma Kelly |
Akt 2
# | TITEL | INTERPRETEN |
---|---|---|
1 | Entr'acte | Intrumental |
2 |
Ich kenn' ein Mädchen I Know A Girl |
Velma Kelly |
3 |
Ich und mein Baby Me And My Baby |
Roxie Hart, sowie das Ensemble |
4 |
Mister Zellophan Mister Cellophane |
Amos |
5 |
Mit Velma vor Gericht When Velma Takes The Stand |
Velma Kelly, sowie das Ensemble |
6 |
Hokuspokus Razzle Dazzle |
Billy Flynn, sowie das Ensemble |
7 |
Stil Class |
Velma Kelly, und Mama Morton |
8 |
Uns're Zeit Nowadays |
Roxie Hart, und Velma Kelly |
9 |
Honey Rag Hot Honey Rag |
Roxie Hart, und Velma Kelly |
10 | Finale | Ensemble |
Awards
Theatre World Award
1 Gewinn
Jahr | Kategorie | Künstler*innen | Status |
---|---|---|---|
1999 | Beste Hauptdarstellerin in einem Musical | Ute Lemper | gewonnen |
Drama Desk Award
4 Gewinne
Jahr | Kategorie | Künstler*innen | Status |
---|---|---|---|
1996 | Bester Nebendarsteller in einem Musical | Joel Grey | gewonnen |
1996 | Beste Hauptdarstellerin in einem Musical | Bebe Neuwirth | gewonnen |
1996 | Beste Wiederaufnahme eines Musicals | Barry Weissler, Fran Weissler, in Zusammenarbeit mit Kardana Productions | gewonnen |
1975 | Bestes Lichtdesign | Jules Fisher | gewonnen |
Tony Award
6 Gewinne
Jahr | Kategorie | Künstler*innen | Status |
---|---|---|---|
1996 | Beste Musicalregie | Walter Bobbie | gewonnen |
1996 | Beste Choreografie | Ann Reinking | gewonnen |
1996 | Bestes Lichtdesign | Ken Billington | gewonnen |
1996 | Beste Hauptdarstellerin in einem Musical | Bebe Neuwirth | gewonnen |
1996 | Bester Hauptdarsteller in einem Musical | James Naughton | gewonnen |
1996 | Beste Wiederaufnahme eines Musicals | Barry Weissler, Fran Weissler, in Zusammenarbeit mit Kardana Productions | gewonnen |
Artikel zu Chicago
Produktionen
Wir listen auf musicalplanet.net Produktionen aus dem deutschsprachigen Raum und sind immer bemüht alle Produktionen in unsere Datenbank mit aufzunehmen. Gerne kannst du uns dabei helfen - melde HIER eine fehlende Produktion. Zu Chicago listen wir aktuell gesamt 7 Produktionen.
Produktionsarchiv
ZEITRAUM | SPIELORT | BEWERTUNG |
---|---|---|
2019 | Innsbruck, Tiroler Landestheater | (5.0) |
2019 | Tour durch DE und AT | (N/A) |
2018 | Steyr, Schlossgraben | (N/A) |
2016 | Zürich, Theater 11 | (N/A) |
2016 | München, Deutsches Theater | (N/A) |
2015-2016 | Berlin, Stage Theater des Westens | (N/A) |
2014-2015 | Stuttgart, Stage Palladium Theater | (N/A) |