Eating Raoul

Allgemeine Informationen

Über das Musical

Die Entstehungsgeschichte des Musicals Eating Raoul ist eine abwechslungsreiche. Begonnen hat alles mit einem Drehbuch, das Paul Bartel gemeinsam mit Richard Blackburn 1982 in Los Angeles geschrieben hatte und das kurz danach, unter Bartels Regie, verfilmt wurde. Die Hauptrollen übernahmen Bartel selbst und seine langjährige Kollegin Mary Woronov – die Vornamen der Protagonisten „Mary und Paul Blass“ hätten also bei anderen Darstellern wohl auch andere Vornamen bekommen. Bartel, der bereits im Jahr 2000 mit nur 61 Jahren gestorben ist, war sowohl als Schauspieler als auch als Regisseur in mehr als 100 Filmen tätig, in 17 davon mit seiner Lieblingspartnerin Woronov – mit der er auch in etlichen Stories als Ehepaar auftrat. Im realen Leben war Bartel homosexuell, Woronov, die in der Gruppe um Andy Warhol bereits in den 60er Jahren ziemliche Bekanntheit erlangte, seine beste Freundin. Auch sie war in unzähligen Film- und Fernsehauftritten zu sehen und ist nach wie vor regelmäßig vor der Kamera tätig.In seinen Arbeiten hat Bartel immer wieder ein Thema abgehandelt, das auch die Kernaussage von Eating Raoul darstellt: Ein nettes und unschuldiges Mittelklasseehepaar träumt – wie so viele – davon, sich seinen größten Wunsch zu erfüllen und selbstständig und finanziell unabhängig friedlich leben zu können – im konkreten Fall durch die Eröffnung eines kleinen Lokals irgendwo am Land – weit weg vom Sündenpfuhl der Großstadt, deren moralisch verwerfliche Gewalttätigkeit und sexuell aufgeladene Stimmung die Beiden zutiefst ablehnen. Um diesen Traum zu erreichen, schrecken sie allerdings nicht vor den größten Abscheulichkeiten und Verbrechen zurück – immer unter dem Deckmäntelchen des biederen, moralisch integeren Lebensstils. Bartel selbst hat dieses Thema als eine Satire auf den „typischen amerikanischen Traum“ bezeichnet. Mit allen Klischees der Spießbüger, die auch in den 1990er Jahren noch im Stil der vermeintlich sauberen 1950er Jahre leben – sowohl in ihren Moralvorstellungen als auch in ihrem äußeren Erscheinungsbild. Die Vorbilder Roger Corman, dessen Underground-Film Little Shop of Horrors ebenfalls zu einem Musical verarbeitet wurde, und Andy Warhol sind in Bartels Arbeiten deutlich zu erkennen.Auch in Eating Raoul wurde die Stilistik – die in vielerlei Hinsicht einem Comic ähnelt – von diesen Vorbildern übernommen: Morde passieren nicht blutrünstig und gewalttätig – ein Schlag mit der Bratpfanne genügt – keine Schmerzensschreie, keine Blutlachen – genau so, wie Mary und Paul ihre eigenen moralischen Verwerflichkeiten erleben – als notwendige Kleinigkeiten in einer Welt voll Swinger, die bei Bartel ebenfalls als Karikaturen dargestellt werden.Trotz dieser bitterbösen Persiflage auf den „amerikanischen Durchschnittsbürger“ mit dem mehr als allegorischen Nachnamen „Blass“ und dem Vorhalten eines Spiegels zur Enthüllung von absoluter Doppelmoral und Scheinheiligkeit wurde der Film gerade in den USA zu einem beachtlichen Erfolg.

Autoren

Paul Bartel
Buch
Jed Feuer
Musik
Boyd Graham
Liedtexte
Werner Sobotka
Deutsche Fassung

Inhalt

Ort & Zeit der Handlung: Los Angeles, in den späten 1960er Jahren

Das spießige Durchschnittspärchen Mary und Paul Blass träumt von der Eröffnung eines kleinen Landgasthauses, um den Sündenpfuhl Los Angeles entfliehen zu können. Doch dann rückt der Traum wieder in weite Ferne: Job gekündigt, Kredit geplatzt, Brieftasche geklaut. Die Rettung naht in Gestalt eines aufdringlichen Lustmolchs, dem mit Hilfe einer Bratpfanne der Garaus gemacht wird - das wiederum bringt Mary und Paul auf eine lukrative Idee. Von da an pflastern unzählige Opfer ihren Weg, bis ihr Plan von Raoul, dem mexikanischen Hausmeister entdeckt wird - und auch der wittert die Chance auf das große Geld. Zu allem Überfluss verfällt Mary dem heißblütigen Latino, der mitsamt Frau und Geld durchbrennen möchte. Paul stellt sich dem Konkurrenten natürlich in den Weg und Mary muss sich zwischen den beiden Männern entscheiden. Wird ihr dabei wieder die Bratpfanne helfen?

Songs

# TITEL INTERPRETEN
1 Meet the Blands
2 A Small Restaurant
3 La La Land
4 Swing, Swing, Swing
5 Happy Birthday Harry
6 You Gotta Take Pains
7 A Thought Occurs
8 Victim Update
9 Sexperts
10 Basketball
11 Empty Bed
12 Tool For You
13 Think About Tomorrow
14 Eating Raoul
15 Momma Said
16 Lovers In Love
17 Mary
18 Hot Monkey Love
19 One Last Bop
20 Finale

Artikel zu Eating Raoul

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27.01.2016
Kritik, Österreich

Produktionen

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Produktionsarchiv

ZEITRAUM SPIELORT BEWERTUNG
2016 Wien, MUK.theater (N/A)
Eating Raoul

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Eating Raoul

Jed Feuer
Boyd Graham, Paul Bartel
English
12.05.1992, in New York City