Starke Sounds für eine starke Frau

Am gestrigen Mittwoch feierte das Kultmusical EVITA, eine musikalische Biografie der argentinischen Primera Dama Maria Eva Duarte de Perón, aus der Feder von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice, Wienpremiere. Bereits 1981 feierte EVITA am 20. Jänner seine deutschsprachige Erstaufführung, im Theater an der Wien und kommt nun, nach 35 Jahren, zu den Vereinigten Bühnen zurück.

Das Musical beschäftigt sich mit dem Leben von Maria Eva Duarte de Perón, die 1919 in Los Toldos, als eines von fünf Kindern geboren wurde. Bereits mit 15 Jahren ging Evita nach Buenos Aires, wo sie vorerst als Model tätig war und später Radiomoderatorin und Filmschauspielerin wurde. Bei einer Wohltätigkeitsfeier, nach einem Erdbeben in San Juan, traf sie ihren späteren Ehemann Juan Perón zum ersten Mal. 1945 wurde Hochzeit gefeiert, keine Bilderbuchehe. Evita unterstütze ihren Mann im Präsidentschaftswahlkampf 1946 in ihrer wöchentlichen Radiosendung, in der sie populistische Reden hielt und die Armen zum Aufstand aufforderte. Der Kampf für das Frauenstimmrecht wurde zu ihrer Obsession. Obgleich sie aufgrund ihrer Radioerfolge sehr wohlhabend wurde, betonte sie ständig ihre ärmliche Herkunft um sich solidarisch mit der verarmten Bevölkerung zu verbünden. Evita starb am 26. Juli 1952 in Buenos Aires an Gebärmutterhalskrebs, was auch der Grund war, warum ihr Kinder verwehrt blieben. In ihren letzten Tagen war sie kaum noch öffentlich aufgetreten.

Für die Wiener Neufassung konnte der amerikanische Topchoreograph und Regisseur Vincent Peterson verpflichtet werden, der Evitas Leben sehr bunt, energiegeladen und humorvoll präsentiert. Vor allem die Choreographien lassen die Wurzeln des Regisseurs unschwer erkennen, der Szene um Szene gekonnt im amerikanischen Stil, mit argentinischem Temperament, umsetzt. Der erste Akt wirkt dynamischer als der zweite, was allerdings wohl auch handlungsbedingt ist. Während der erste Akt vom Aufstieg von Eva Duarte zu Eva Perón gezeigt wird, beschäftigt sich der zweite Akt hauptsächlich mit Evitas Krankheit und dem Energieschwund der Populistin.

Besonders stimmig präsentieren sich das multifunktionale Bühnenbild von Stephan Prattes, sowie die vielen Kostüme von Robert Schwaighofer. Von Andrew Voller kommt das prächtige Lichtdesign, dass die Bühne in die richtige Stimmung rückt. Thomas Strebels Sounddesign lässt das Publikum in die Klänge des phänomenalen Orchesters der Vereinten Bühnen Wien eintauchen, doch sind manche Solopartien von Ensemblemitgliedern etwas zu schwach eingestellt. Tontechnisch waren bei der Premiere zwei Fehler deutlich hörbar - die Mikros wurden zu spät angeschaltet.

Die Hauptrollen werden von Drew Sarich als Che, Thomas Borchert in der Rolle des Juan Perón und Katharine Mehrling als Evita verkörpert. Während sich Drew gewohnt stimmlich souverän präsentiert und auch seine tänzerischen Fähigkeiten unter Beweis stellt, ist die Rolle des Juan Perón für Thomas nicht sonderlich fordernd, die Darstellung lässt jedoch nicht zu wünschen übrig. Katharine feiert mit Evita ihr Wiendebüt und präsentiert sich als starke Schauspielerin mit außergewöhnlicher Stimme. Zu Zeiten in denen Musicaldarsteller immer auswechselbarer werden, hat man mit Katharine eine Darstellerin mit hohem Wiedererkennungswert gefunden. Dennoch wirkte sie bei der Premiere stimmlich etwas angeschlagen. Angeschlagen schien auch Taryn Nelson als Peróns Geliebte, Vladimir Korneev begeisterte das Publikum in der Rolle des Tangosängers Magaldi.

Das restliche Ensemble unterstützte die Hauptdarsteller gekonnt mit den harmonischen Choreographien von Vincent Peterson. Einmal mehr präsentiert sich das einzigartige Orchester der Vereinigten Bühnen Wien, unter der Leitung von Koen Schoots mit perfektem Sound.

Die Wiener Neufassung von Evita ist in jedem Fall einen Besuch wert.

Medien

Zugeordnete Datensätze

BezeichnungAufgabe / Typ
EvitaMusical
Drew SarichKünstler
Thomas BorchertKünstler
Katharine MehrlingKünstlerin
Vincent PatersonKünstler
Koen SchootsKünstler
Starke Sounds für eine starke Frau

Starke Sounds für eine starke Frau

10.03.2016
Premierenbericht, Österreich