Grease - Nostalgie mit einigen Makeln

Nach Monaten des Wartens hat die aktuelle Tourproduktion von Grease ihren Weg nach Wien gefunden. Am 22.2. feierte das Schmalzlocken-Musical seine Premiere im Wiener Museumsquartier. Die beiden Hauptrollen, Sandy und Danny, mit Theaterfrischlingen zu besetzen war ein gewagtes Unterfangen, und leider geht die Rechnung auch nicht vollkommen auf.

Danny Zuko wird von Alexander Jahnke dargestellt, für den die Musicalbühne zu Beginn der Tour absolutes Neuland war. Bekanntheit erlangte er als Zweitplatzierter der 14. Staffel von DSDS, wo er als Publikumsliebling galt. Auf der Theaterbühne konnte er uns nur mäßig überzeugen. In die Fußstapfen von John Travolta und Richard Gere zu treten ist sicherlich keine Leichtigkeit, und wäre vielleicht für einen ausgebildeten Darsteller eher zu bewältigen gewesen. So wirkt Alexanders Figur charakterlich farblos, und auch gesanglich driftet er immer wieder in poppiges Geschmiere ab. Ein bisserl zu viel Raunzen, wie der Wiener sagen würde.

Newcomerin und gebürtige Oberösterreicherin Veronika Riedl, die erst im Juni letzten Jahres ihre Musicalausbildung abgeschlossen hat, passt vom Typ hervorragend auf ihre Rolle, und kann auch gesanglich überzeugen. Sie weiß ihre Stimme einzusetzen, und begeistert mit ihrer nuancierten Interpretation der bekannten Hits.

Schauspielerisch hingegen lieferte so gut wie niemand eine Glanzleistung ab. Von Anfang bis Ende werden einem nur klischeehaftes Overacting und platte Gags geboten, die vereinzelt ein paar Lacher hervorriefen. Viele leere Sätze und Handlungen, die offensichtlich als Lückenfüller dienen sollen. Die Vermutung liegt daher nahe, dass dies eher an der Regie, als am Können der Darsteller liegt. Hierfür zeichnet sich Christian Stadlhofer verantwortlich.

Absolutes Highlight der Show sind definitiv die schwungvollen Choreografien von Carla Kama und Melissa Williams. Die Tanzeinlagen sind spritzig, zeitgemäß, und wecken das Verlangen, selbst das Tanzbein zu schwingen. Als Cha Cha beim Tanzwettbewerb dann noch eine heiße Sohle aufs Parkett legte, war das Publikum sichtlich und hörbar begeistert.

Auch Kostüme und Bühnenbild sind lobenswert zu erwähnen, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass es sich um eine Tourproduktion handelt.

Ein letztes Manko lieferte leider die Technik. Der Ton war nicht gut abgemischt, einige Darsteller zu wenig verstärkt, andere Stimmen haben sich beinahe überschlagen. Hier herrscht definitiv Verbesserungsbedarf. Richtig nervtötend war allerdings das Licht. Gleich zu Beginn wurde das Publikum mit gleißendem, weißem Licht geblendet. Diese Vorgehensweise zog sich jedoch durch die ganze Vorstellung hindurch, immer wieder wurden äußerst helle Scheinwerfer frontal in den Zuschauerraum gerichtet, egal ob während einem Umbau oder mitten in einer Nummer. Nicht nur, dass dies nach einigen Wiederholungen tierisch nervt, es erscheint uns auch vollkommen sinnfrei, schließlich möchte man als Zuschauer auch sehen können, was da vor einem auf der Bühne passiert.

Alles in allem vermag die aktuelle Produktion von Grease zu unterhalten, und man kann in Nostalgie schwelgend einen netten Abend verbringen. Auch das Premierenpublikum verließ größtenteils positiv gestimmt den Saal. Der große Wow-Faktor bleibt allerdings aus.

Wer sich selbst einen Besuch an der Rydell High gönnen möchte, kann dies noch bis zum 4. März tun, danach zieht Grease für 2 Tage weiter nach Linz, bevor es zurück nach Deutschland geht. 

Medien

Zugeordnete Datensätze

BezeichnungAufgabe / Typ
COFO Entertainment GmbH & Co.KGUnternehmen
AllegriaUnternehmen
Manfred Hertlein Veranstaltungs GmbHUnternehmen
GreaseMusical
Grease | 2017-2018 auf TourProduktion
Alexander JahnkeKünstler
Veronika RiedlKünstlerin
Christian StadlhoferKünstler
Carla KamaKünstlerin
Melissa WilliamsKünstlerin
Grease -  Nostalgie mit einigen Makeln

Grease - Nostalgie mit einigen Makeln

25.02.2018
Premierenbericht, Schweiz, Deutschland, Österreich