So wertvoll kann ein Orchester sein. Das Orchester der VBW.

Ein Jahr nach dem Start der Konzertreihe, anlässlich des 25-jährigen Bestehens des VBW Orchesters, mit DAS PHANTOM DER OPER, wurde gestern Abend die Premiere und gleichzeitig deutschsprachige Erstaufführung des zweiten Teils von Andrew Lloyd Webbers Meisterwerk zelebriert. Im Vergleich zum ersten Konzert versuchte man ganz deutlich mehr Gewicht auf das Wesentliche zu legen, denn man verzichtete diesmal auf großflächige Videoeffekte und holte damit die Musik und die Handlung in den Vordergrund.

Wer sich mit der Fortsetzung des „Phantoms“ einen ähnlichen Bestseller erhofft wird eher enttäuscht. Generell ist LOVE NEVER DIES als eigenständige Komposition zu sehen, auch wenn teilweise Motive aus dem bekannten ersten Teil verwendet werden. Diese wirkt zwar durchaus durchdacht aber überzeugt nicht annähernd wie die „Mutter“ des Werkes. Die Handlung selbst wirkt schlicht und erinnert an diverse Hollywoodfilme. Alles in allem wohl die Gründe, warum LOVE NEVER DIES nicht zu Andrew Lloyd Webbers Meisterwerken zählt. Dennoch wurde die konzertante Version sehr gut umgesetzt. Einzigartig ist die große Orchesterbesetzung für das Stück, wurde doch LOVE NEVER DIES noch nie zuvor mit 40 Musiker zur Aufführung gebracht. Die Wiener Orchesterpartitur zeigt einmal mehr, wie sehr ein gut besetztes Orchester eine Komposition aufwerten kann.

Das Ensemble, allen voran DREW SARICH als Phantom und MILICA JOVANOVIC als Christine Daaé, überzeugte mit brillanten Stimmen und gut dosierter Bühnenpräsenz. Ist es doch das Orchester, welches in dieser Konzertreihe im Vordergrund stehen sollte. ANDREAS GERGEN, bereits Regisseur der konzertanten Aufführung von DAS PHANTOM DER OPER im Jahr 2012 und Regisseur der Nachfolgeproduktion im RONACHER, DER BESUCH DER ALTEN DAME, findet einen guten Mittelweg um den Musikern, trotz szenisch dargestellter Handlung, keinen Fokus zu nehmen. Allein die Darstellung von BARBARA OBERMEIER als Meg Giry sorgte für Verwirrung, da sie eher als Merchandising-Produkt für NATÜRLICH BLOND wirkte, als zum Rest des Ensembles zu passen. Während das restliche Ensemble in sehr schlichte Kostüme gepackt war, sah BARBARA OBERMEIER in ihrem „dezenten“ Kleidchen einem rosa Bonbon gleich. Generell wirkte Meg Giry eher wie Elle Woods. Ob die so starke Veränderung von der schüchternen Meg aus dem ursprünglichen PHANTOM DER OPER zu einer absoluten Showmasterin Vorgabe des Drehbuches, Regieanweisung oder Eigeninterpretation war, ist nicht wirklich deutlich erkennbar. Die drei Bühnenkünstler Fleck, dargestellt von KATJA BERG, Squelch, gespielt von PETER KRATOCHVIL und Gangle, verkörpert durch ARMIN KAHL sorgten für einen angenehmen Kontrast zwischen konzertanter Form und szenischer Darstellung.

Von den Vereinigten Bühnen anders gewohnt, schien gestern in der Tontechnik der Hund versteckt zu sein. Einige Mikrofon-Aussetzer und auch eine Rückkoppelung sorgten in der ersten Hälfte für Ablenkung, auch wenn deutlich professionell dagegen gekämpft wurde. Nach der Pause hatte man die „Regler“ wieder gut im Griff. Das Lichtdesign von ANDREW VOLLER sorgte für tolle Stimmungen, auch wenn manche Effekte nicht ganz synchron zur Musik waren.

Zusammengefasst eine gute Umsetzung von ANDREW LLOYD WEBBERS Fortsetzung mit einem weltweit einzigartigen Musical-Orchester und tollen, stimmgewaltigen Darstellern. Auch der Schlussapplaus ließ deutlich erkennen, dass man in Österreich die Größe des Orchesters schätzt und keine Einsparungsmaßnahmen wünscht.

Unsere Bewertung

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So wertvoll kann ein Orchester sein. Das Orchester der VBW.

So wertvoll kann ein Orchester sein. Das Orchester der VBW.

19.10.2013
Bericht, Österreich