Fulminante Abfahrt des Piratenschiffs Hispaniola
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Hier unsere Eindrücke der Premiere am 17. Juli 2015 von DIE SCHATZINSEL im Fuldaer Schlosstheater. Die spannende Handlung und prominente Besetzung begeisterten sichtlich das Premierenpublikum.
19.07.2015 Tilmann Rose Premierenbericht Deutschland
Am 17. Juli 2015 hob sich im Schlosstheater Fulda der Vorhang für die mit Aufregung verfolgte Premiere von „Die Schatzinsel“ der Spotlight Musicals GmbH. Nach vergangenen Erfolgen wie „Die Päpstin“, „Elisabeth - Legende einer Heiligen“ und weiteren Historien-Produktionen nahm sich das Fuldaer Autorentrio, bestehend aus Dennis Martin (Musik, Buch, Liedtexte), Christoph Jilo (Buch, Liedtexte) und Wolfgang Adenberg (Buch, Liedtexte), nun nach über 8 Jahren Konzeption dem berühmten Piratenstoff des Autors Robert Louis Stevenson an.
Umgesetzt wurde nicht nur die packende Geschichte des Romans, sondern auch dessen Entstehung rund um ihren Autoren: 1870 sieht sich Louis Stevenson (Friedrich Rau) mit seinem mangelnden Erfolg als Schriftsteller konfrontiert, der ihn tief an seinen Fähigkeiten zweifeln lässt. Der Druck, einem erfolgsversprechenderen Beruf in der Anwaltskanzlei nachzugehen, wird nicht zuletzt von seinem autoritären Vater Smollett (Norbert Lamla) aufgebaut. Entgegen dessen Drohungen, Robert finanziell nicht weiter zu unterstützen, reist dieser nach Paris, um vollends Künstler zu werden. Dort lernt er die Amerikanerin Fanny Osbourne (Anna Thorén) kennen, in die er sich schnell verliebt; ausgerechnet ihr junger Sohn Lloyd (Claudius Ruppel) inspiriert ihn dazu, seine Piratengeschichte „Die Schatzinsel“ zu Papier zu bringen. Im Kampf gegen gesellschaftliche Konventionen, den Konflikt zwischen ihm und seinem Vater und nicht zuletzt auch seine erblassende Gesundheit begibt er sich auf die Suche nach Akzeptanz und Freiheit.
Friedrich Rau als „Robert Louis Stevenson“ liefert eine solide schauspielerische Leistung ab und kann gesanglich mit seinen Kollegen mithalten. Als sein dominanter Vater spielt und singt Norbert Lamla gewohnt großartig und schafft es problemlos, dem Publikum den Respekt zu vermitteln, den auch Robert vor ihm hat. Als „Fanny Osbourne“ begeisterte Anna Thorén und sicherte sich schnell die Sympathie des Publikums; schauspielerisch sehr authentisch und im Gesang facettenreich wirkte sie mit ihrer musikalisch wenig präsenten Rolle jedoch leicht unterfordert. Ihr zur Seite stand Claudius Ruppel, der als Sohn „Lloyd“ schauspielerisch und gesanglich sicher und souverän wirkte und seinem Spielspaß auf der Bühne sichtlich freien Lauf ließ. Neben Frank Logemann, der seine Rolle als „Billy Bones“ komödiantisch perfekt traf, sei vor allem noch Andreas Lichtenberg als „Long John Silver“ erwähnt; gesanglich und darstellerisch tiefschichtig sicherte er sich einen Großteil des Schlussapplauses.
„Die Schatzinsel“ schafft es, mit einem abwechslungsreichen Buch zu überzeugen; die inszenatorisch gelungene Gegenüberstellung zwischen der realen Welt des Autors und den fiktiven Abenteuern seines Romans sind bis auf wenige Ausnahmen verständlich und kreativ umgesetzt. Leider herrscht jedoch zuweilen das Gefühl, dass im Laufe des Stückes zu viele Konflikte ausgeschnitten werden, die nicht alle angemessen ausgearbeitet sind. Musikalisch lassen sich in „Die Schatzinsel“ einige starke Nummern finden; Roberts und Fannys Duett „Haben wir noch den Mut zu träumen“ hat absolutes Ohrwurmpotential, während Lieder wie „Herr der Insel“ oder „HiHoo“ dramatisch mitzureißen wissen. Da der musikalische Vorrat für den Musikstil „Abenteuer“ jedoch begrenzt ist, drohen die fast zu zahlreichen Piratenlieder des Abends ineinander zu verschwimmen und zu ident zu klingen. Für kurzes Schmunzeln seitens des Publikums sorgte jedoch unter anderem ein kurzes Solo von Robert, dessen Melodie deutlich an „Einsames Gewand“ aus „Die Päpstin“ erinnerte.
Alles in allem kann sich „Die Schatzinsel“ durchaus gut mit vergangenen Spotlight-Produktionen messen und überzeugt vor allem durch ihr gut konstruiertes Buch und die gewohnte Starbesetzung, lässt musikalisch jedoch an einigen Stellen an Vielfalt vermissen. Letztendlich sind es jedoch vor allem auch das wandelbare Bühnenbild und die exzellente Inszenierung, die „Die Schatzinsel“ zu einem Erlebnis machen. Dieses wurde seitens des Publikums am Abend der Premiere mit ausgiebigen Standing Ovations belohnt.