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SISSI: Viel Kitsch, platte Handlung und konzeptlose Musik
Infobox
SISSI - Liebe, Macht & Leidenschaft präsentierte sich zum ersten Mal dem Wiener Publikum, doch kommt die Produktion nicht annähernd an den Qualitätsstandard der österreichischen Musicalmetropole Wien heran. Einziger Lichtblick waren vereinzelte Darsteller die sich mit ihrer Darbietung besonders Mühe gaben.
19.01.2016
Philippe Beck
Kritik
Schweiz
Deutschland
ÖsterreichSissi
SISSI - Liebe, Macht & Leidenschaft feierte 2012 seine Uraufführung in China, wo das Musical auch in Auftrag gegeben wurde. Die Volksrepublik China gilt als besonders "sissifanatisch" - vor allem die bekannten Sissi-Filme haben es den Chinesen angetan, welche auch als Vorlage für SISSI gelten.
Jean Müller (Buch und Liedtexte) und George Amade (Musik) versuchen hauptsächlich mit Kitsch zu punkten. Die Handlung ist platt und die Musik hat kein durchgehendes Konzept. Selbst Darsteller die sich bemühen ihre Rolle zu gestalten scheitern an dem plumpen Libretto. Die musikalische Untermalung reicht von klassischen Streicherklängen bis zu "midifileartigen" Rocksounds, was einerseits konzeptlos erscheint, aber auch qualitativ zu Wünschen übrig lässt. Darüber werden Ensemblestimmen vom Band abgespielt, die allerdings mit dem ohnehin fragwürdigen Sounddesign der Livestimmen nicht in Einklang zu bringen sind.
Das Cast präsentiert sich als bunter Haufen aus klassischen Sängern, Schauspielern und Musicaldarstellern. Major Krespl, gespielt von Kurt Hexmann, versucht sich als Comedian - ganz nach dem Vorbild des Feldmarschalls in der bekannten Bully-Parodie über die Sissifilme, was durchaus für einige Lacher im Publikum sorgt. Weniger amüsant erscheinen die Gesangsversuche, was in geringem Ausmaß wohl noch unproblematisch erscheinen würde, doch "präsentiert" Major Krespl seine "musikalischen Talente" in beinahe gleich vielen Songs wie die Titelrolle. Diese sorgte vergangenen Sonntag in der Wiener Stadthalle für tosenden Applaus und verdient begeisterte Zurufe. Laura Voith als Sissi und einzige sich noch in Ausbildung befindliche Darstellerin, spielte und sang vor allem ihre Mitstreiter in Grund und Boden, teilweise sogar in die Tiefgarage der Wiener Stadthalle. Alleine sprachlich, da zu "bemüht" schön gesprochen, lässt sich die geringe Erfahrung erahnen. An Sissis Seite spielt Alexander Donesch die Rolle des Kaiser Franz Josef, der sich stimmlich solide präsentiert und versucht besonders jugendlich und verliebt zu wirken. Seine Mutter Sophie, gespielt von Adelheid Brandstetter, gestaltet die Erzherzogin bekannt bissig, kaltherzig und stimmlich klassisch und stark. Mutter und Vater, Erzherzogin Ludovica und Erzherzog Max von Bayern, gespielt von Margot Loibnegger und Alois A. Walchshofer, bilden mit ihrer herzlichen Art einen schönen Gegenpol zur giftigen Erzherzogin Sophie, musikalisch wirken beide routiniert. Sissis Schwester Nené, dargestellt von Sandra Leitner oder Julia Raich (Leider haben wir keine tagesaktuelle Besetzungsliste bekommen), fällt vor allem durch die schlechte Verständlichkeit auf. Ob dies an der Mikrofonierung oder einem tatsächlichen "S-Fehler" liegt, sei dahingestellt. Bleibt nur noch Graf Andrássy, welcher von Fabian Klatt gekonnt dargestellt und solide gesungen wird.
Das Ensemble versucht ab und an mit sehr militärisch wirkenden Choreographien von der dünnen Handlung abzulenken. Doch selten haben wir ein so emotionsloses Ensemble gesehen. Als wären die Herren und Damen von der Brust aufwärts gelähmt. Auch Licht- und Tontechnik werden auf vielen Laienbühnen weit professioneller umgesetzt. Die Lichtstimmungen sind konzeptlos und ein Sounddesign ist hörbar nicht vorhanden.
Auch wenn das Publikum wohlwollend applaudiert bleibt die Begeisterung ganz klar aus. Gerade in Zeiten in denen die Ticketpreise so groß kritisiert werden fragt man sich doch warum die Aufregung um Preise bis zu € 170,- bei Disneys Aladdin so groß ist, wenn auch solche Produktionen, wie Sissi, mit Kartenpreisen bis zu € 80,- erstaunlich gut besucht sind und qualitativ, aufwands- und besetzungstechnisch weit von professionellen Produktionen entfernt sind.
SISSI: Viel Kitsch, platte Handlung und konzeptlose Musik
19.01.2016
Kritik, Schweiz, Deutschland, Österreich
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