Das Phantom der Oper - ein Musicalthriller ohne >thrill<
Infobox
Die Tourneeproduktion des Originalwerkes tourte mit neuer musikalischer Kompositon in Österreich - und das im Schnelldurchlauf!
22.02.2013 Aline Ludwig Premierenbericht Österreich
Wir waren am Donnerstag für euch bei der Gastveranstaltung des „Phantom der Oper“ in der Originalfassung von Sasson/Sautter dabei, die sich als Musicalthriller angekündigt hatte.
Allerdings war davon schlussendlich nicht sehr viel zu spüren, da die Produktion mit eindeutig mehr komödiantischen Elementen aufwartete als es Spannungsmomente gab. Diese gingen vor allem von der Primadonna Carlotta, sowie den Direktorenpaar der Oper aus, die es verstanden mit ihrem Witz und überzeichneter Dramatik das Publikum immer wieder zum Lachen zu bringen.
Das Liebespaar des Stückes (Christine & Raoul) präsentierte sich im Gegensatz dazu regelrecht als reiz- und leidenschaftslos, was dem Stück einiges an Zauber nahm. Erschwerend kam noch dazu, dass die Hauptdarsteller dermaßen undeutlich artikulierten, dass man kaum ein Wort während der gesungenen Passagen verstand. Stimmlich gesehen waren die Lieder einwandfrei, auch wenn die bühnenerprobte, selbstsichere, kräftige Stimme von Deborah Sasson meiner Meinung nach etwas im Gegensatz zum eher schüchternen Charakter der Christine stand.
Einzig das Phantom, gespielt von Axel Olzinger, zeigte abgesehen vom Ensemble Emotion und vermittelte somit dem Zuschauer ein gutes Bild der inneren Zerrissenheit seiner Rolle.
Der Verlauf der Geschichte verlief in einem ziemlich rasanten Tempo, was das Stück leicht Bruchstückhaft wirken ließ. Durch die relativ großen Sprünge, sowohl in der Handlung als auch in der emotionalen Entwicklung der Charaktere, waren die Reaktionen und Denkweisen der Figuren (speziell in Hinblick auf das Beziehungsgeflecht von Phantom, Christine und Raoul) oft nicht nachvollziehbar. So war Christine in einem Moment vollkommen der Anziehungskraft des Phantoms erlegen, während sie in der nächsten Sequenz halb außer sich vor Angst vor dem Maskierten und voller Sorge um ihren Geliebten, den sie keine fünf Minuten zuvor noch kalt abgewiesen hatte, zitterte. Das änderte sich erst in der zweiten Hälfte des Stückes das dagegen fast langsam wirkte.
Lobend ist an dieser Stelle noch das Liveorchester zu erwähnen, welches die Stimmen der Darsteller gekonnt untermalte.
Die Bühne war bei dieser Produktion allerdings ein echter Hingucker, denn nicht nur verwendete das Tourneemusical die neueste Videotechnik um geschmackvolle Kulissen mittels Vorhang und Beleuchtung zu schaffen, sondern erstaunte auch mit gut eingesetzten, zum Teil aufwendig gearbeiteten Bühnenbildern. Durch die gut geplante Abfolge der Szenen entstanden auch keine lästigen Wartezeiten beim Umbau der verschiedenen Bilder und der Zuschauer wurde nach jedem Aufziehen des Vorhangs mit einer neuen Szenerie überrascht.
Auch die Kostüme konnten sich sehen lassen, die geschmackvoll designed genau in die Epoche passten und damit den Flair des Stückes indirekt unterstützten.
Wer viele Musicals kennt konnte auch eine interessante Beobachtung am Rande machen: Viele der neu komponierten Stücke hatten frappierende Ähnlichkeiten mit Liedern bereits bestehender Musicals. So war der Wiedererkennungsmoment zumindest für uns immer wieder gleichermaßen spannend wie amüsant.
Fazit:
Insgesamt ein unterhaltsames Stück, das allerdings niemanden vom Hocker reißt.