Blonder Wahnsinn im Wiener Ronacher

Vor genau einer Woche feierte NATÜRLICH BLOND seine deutschsprachige Erstaufführung im Wiener Ronacher. Absichtlich hielten wir unsere Kritik etwas zurück, denn wir entdeckten zwei unterschiedliche Seiten des Stückes. Kein leichtes Unterfangen für uns als Kritiker und möglicherweise auch der Untergang einer eigentlich tollen Show.

Keine Show scheint so zweischneidig wie Laurence O'Keefes, Nell Benjamins & Heather Hachs Musicalversion des beliebten Romans bzw Hollywoodfilms Legally Blonde. Dies lässt sich leicht erklären, denn wer den Film selbst gesehen hat weiß, dass die Story kein Bestseller ist. Die Musicalversion wirkt sehr seicht, kindlich und musikalisch unaufregend. Zumindest auf den ersten Blick.

Ein erwähnter Punkt wird zum großen Problem des Musicals, nämlich die musikalische Seite. Ganz klar birgt die Partitur zu Natürlich Blond geniale, abwechslungsreiche und durchdachte Musik, welche aber nur bei mehrmaligem Hören erkennbar wird und im Ohr bleibt. Da leider nur die wenigsten mehrmals in die Show gehen können oder sich den Soundtrack im Vorhinein anhören werden verlässt man diese Show sehr wahrscheinlich ohne, meist erhofften, Ohrwurm.

Davon abgesehen war das Publikum am Premierentag vollkommen begeistert und ja!... Es ist auch eine tolle Show die nicht im geringsten an Glitzer, Glamour, schrillen Farben, tollen Stimmen, und genialer Bühnentechnik spart. Einzig Alexander Goebel schien seine Rollenfindung am Premierentag noch nicht abgeschlossen zu haben. Wirkte er doch eher wie Goebel als wie Professor Callahan und brachte die "Message" des Stücks nicht an das Publikum. Das junge Ensemble brachte jedoch frischen Wind in das Wiener Ronacher und sorgte für energiegeladene Szenen die einen schon in den ersten Minuten mitrissen sowie Standing Ovations.

Highlight des Abends waren sicherlich, abgesehen von Barbara Obermeier die als Elle Woods brillierte, die beiden Hunde Brutus und Rufus sowie die bewegende Bühnentechnik, welche unglaublich schnell neue Szenen gestaltete und damit das Stück in Schwung hielt. Technisch wurde die Show wie gewohnt mit perfekten Lichtstimmungen und einem tollen Bühnenbild gekonnt in Szene gesetzt.

Etwas enttäuscht waren wir von der groß angekündigten Springschnur-Nummer "Peitsch dich in Form" die zwar ganz klar extrem viel vom Ensemble abverlangt, allerdings für den Rahmen der Ankündigung etwas armselig wirkte. Trotzdem Hut ab für diesen Song.

Zu bemängeln war auch die schwere Verständlichkeit der Darsteller. Ganz eindeutig konnten wir aber nicht beurteilen ob es ein Problem der undeutlichen Aussprache oder der schnellen Texte in den Songs war. Ob man hier aus Sicht der Tontechnik, welche im Vergleich zu vergangenen Produktionen der VBW überraschend gut war, nicht noch mehr unterstützen hätte können bleibt fraglich.

Wir wünschen dem neuen Intendanten Christian Struppeck in jedem Fall viel Erfolg mit der Show, welche ganz klar hoch qualitativ ist und hoffentlich auch den notwendigen Anklang beim österreichischen Publikum findet.

Unsere Bewertung

 
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Blonder Wahnsinn im Wiener Ronacher

Blonder Wahnsinn im Wiener Ronacher

28.02.2013
Premierenbericht, Österreich