Das Wunder von Bern

Allgemeine Informationen

Über das Musical

Der historische Sieg der deutschen Fußballnationalmannschaft am 4. Juli 1954 bei der WM in der Schweiz ereignete sich in einer Zeit, die stark von den direkten Folgen des Zweiten Weltkrieges geprägt war. Auch wenn die Menschen damals alles taten, um das Grauen der Zerstörungen, das eigene Leid und Elend aber auch die eigene, unfassbare Schuld zu verdrängen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum ausgerechnet ein Fußballspiel zu einem der zentralen Gründungsmythen der Bundesrepublik Deutschland werden konnte. 

15 Jahre zuvor hatte das Deutsche Reich unter Adolf Hitler einen der mörderischsten Kriege aller Zeiten vom Zaun gebrochen und nahezu die ganze Welt mit Mord und Terror überzogen. Eine globale Menschheitskatastrophe. Knapp sechs Jahre und Millionen Tote später lagen weite Teile Europas in Trümmern. Vor allem Deutschland selbst war großflächig zerstört. Die Aggression hatte sich massiv und mit tödlicher Konsequenz gegen den Aggressor gewendet. Deutschland war militärisch und moralisch geschlagen. Es wurde von den Siegermächten besetzt und in Besatzungszonen eingeteilt. Nun herrschten nicht nur die alliierten Militärverwaltungen, sondern vor allem Hunger, Krankheit und Tod. Zwar endete diese unmittelbare entbehrungsreiche Nachkriegszeit mit der Gründung der beiden deutschen Staaten Bundesrepublik Deutschland (23. Mai 1949) und Deutsche Demokratische Republik (7. Oktober 1949), vergessen waren Krieg und Nachkrieg im Sommer 1954 aber keineswegs. 

Der verlorene Krieg, der völlige wirtschaftliche und gesellschaftliche Zusammenbruch, Obdachlosigkeit, Vertreibung, blanke Not – all das war den Menschen des Jahres 1954 noch sehr präsent. In den Städten klafften weiterhin die Lücken der Bombenangriffe. Und in jeder Familie fehlten Väter und Söhne. Sie waren gefallen oder befanden sich noch in Gefangenschaft. Und doch: Es ging aufwärts. Zumindest wirtschaftlich. Die Hochkonjunktur, die bald unter dem Begriff „Wirtschaftswunder“ in die Geschichtsbücher eingehen sollte, war in vollem Gange. Der Westen, die Bundesrepublik, entwickelte sich zur Wohlstandsgesellschaft.  

Die Fußballweltmeisterschaft in der Schweiz war seit Kriegsende die zweite überhaupt und die erste seit 1938, an der eine deutsche Elf teilnahm. Allein diese Tatsache war für viele Deutsche ein enorm wichtiges Signal: Das Land kehrte in Gestalt der bundesrepublikanischen Nationalmannschaft in die Normalität zurück. Überraschenderweise konnte das Außenseiterteam von Bundestrainer Sepp Herberger im Verlauf des Turniers sogar Siege feiern, auch wenn bereits in der Vorrunde mit einer spektakulären 3:8-Niederlange gegen Ungarn das vorzeitige Aus drohte. Diese galten Anfang der 50er als absolute Weltklassemannschaft. Bis zum Tag des Endspiels war Ungarn seit dem 14. Mai 1950 in 31 Länderspielen in Folge ungeschlagen. Und es schien zunächst so, als bliebe diese Siegesserie ungebrochen. Dann kam der Tag von Bern. 

4. Juli 1954. Deutschland spielte erneut gegen Ungarn. Gleich in den ersten zehn Minuten der Partie musste Torhüter Toni Turek von Fortuna Düsseldorf zweimal hinter sich greifen. Doch dann gelang dem Nürnberger Max Morlock prompt der Anschlusstreffer. In der 18. Minute glich Helmut Rahn von Rot-Weiß Essen zum 2:2 aus. Und dann begann für beide Seiten eine Zitterpartie, die in der 84. Minute in den historischen „Tor! Tor! Tor! Tor!“-Rufen des Reporters Herbert Zimmermann gipfelte, als Helmut Rahn den Ball zum 3:2 über die Linie brachte. Sechs Minuten später überschlug sich Zimmermanns Stimme erneut: „Aus! Aus! Aus! Aus! Das Spiel ist aus! Deutschland ist Weltmeister, schlägt Ungarn mit drei zu zwo Toren im Finale in Bern!“ Dies war der Moment. Das Wunder von Bern. Auf einmal schien alles vergessen. Die Grausamkeit des Krieges, die unfassbare Not der Nachkriegszeit, der Schrecken über die eigene Schuld.

Wenn es um die Frage der gefühlten Geburtsstunde der Bundesrepublik geht, ist die Meinung vieler Zeitzeugen und Historiker eindeutig: Es war der 4. Juli 1954, der Tag des Wunders von Bern. In der Folge machte der Satz „Wir sind wieder wer“ die Runde und beflügelte die Aufbruchsstimmung jener Jahre. Mitten im Kalten Krieg wurde aus Deutschland eine Nation, die bereit war, sich neu zu erfinden und den langen Weg zu sich selbst zu beginnen. Dabei gab es zahlreiche Hindernisse zu überwinden, Traumata zu bewältigen und sich der Verantwortung für die Verbrechen der Vergangenheit zu stellen. Aber das Wunder von Bern gilt bis heute als eine der Grundlagen, auf denen sich die Bundesrepublik als friedliche Zivilgesellschaft und nachhaltigste Demokratie der deutschen Geschichte entfalten konnte. 

Autoren

Martin Lingnau Martin Lingnau
Musik
Gil Mehmert
Buch
Frank Ramond
Liedtexte

Inhalt

Ort & Zeit der Handlung: Ruhrgebiet, 1954

Akt 1

Ruhrgebiet 1954. Der elfjährige Matthias Lubanski, genannt „Mattes“, lebt mit seiner Mutter Christa und seinen älteren Geschwistern Bruno und Ingrid in einer von den Folgen des Zweiten Weltkrieges geprägten Arbeitergegend in Essen. Dazu gehört auch, dass er ohne seinen Vater aufwächst. Als Mattes geboren wurde, befand der sich bereits in russischer Kriegsgefangenschaft. Die Hoffnung auf eine Rückkehr hat die Familie im Grunde aufgegeben. Während Christa in ihrer Kneipe ihren Mann steht und Bruno und Ingrid ihr eigenes Leben leben, verbringt Mattes viel Zeit mit den Kindern des Viertels beim Fußball spielen, wobei er selbst kein besonders guter Kicker ist. Längst hat sich der Junge einen Ersatzvater gesucht: Helmut Rahn, der Rechtsaußen seines Lieblingsvereins Rot-Weiß-Essen. Die Fußballweltmeisterschaft in der Schweiz steht bevor, und als einer der besten Spieler des Landes gehört Helmut alias „Der Boss“ zu den Stars der Nationalmannschaft. Mattes trägt ihm regelmäßig die Tasche zum Training und ist stolz darauf, das „Maskottchen“ seines Helden zu sein. Zumal der ihm sagt, dass er nur gewinnen könne, wenn Mattes dabei ist. 

Doch eines Tages gerät Mattes’ Welt völlig aus den Fugen: Sein Vater Richard kehrt überraschend aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Doch er ist nicht mehr der Vater, den sich Matthias so sehr erträumt hat. Zwölf Jahre lang war er nicht zu Hause – jetzt ist er ein gebrochener Mann. Ein traumatisierter Kriegsheimkehrer, der weder die Selbstständigkeit seiner Frau noch die politischen Vorstellungen seines Sohnes Bruno oder die Träume seiner Tochter Ingrid akzeptieren will. Auch mit Mattes’ Begeisterung für Fußball und den Boss kann er rein gar nichts anfangen. Richard findet einfach keinen Platz in seiner Familie und der Nachkriegsgesellschaft.

Akt 2

Derweil ist die deutsche Nationalmannschaft unter Bundestrainer Sepp Herberger in ihrem Quartier am Thuner See angekommen und bereitet sich auf das erste WM-Turnier mit deutscher Beteiligung seit dem Zweiten Weltkrieg vor. Zur Mannschaft gehört auch Helmut Rahn. Allerdings lässt Herberger den Boss kaum spielen. Der reagiert mit Unverständnis und ist maßlos enttäuscht. Auch Mattes im fernen Essen kann es nicht fassen. Doch selbst wenn Rahn spielen würde – hatte er nicht gesagt, er könne nur in Mattes’ Gegenwart gewinnen? 

In der Nacht vor dem Endspiel in Bern, weckt Richard seinen Sohn, um mit ihm in die Schweiz zu fahren. Der Pfarrer hat ihm sein Auto geliehen, und so machen sich die beiden auf die Reise Richtung Endspiel. Gegen Ende der zweiten Halbzeit gelangen sie endlich ins Stadion. Im Spiel gegen die haushohen Favoriten aus Ungarn steht es 2:2. Da rollte der Ball ins Aus – und Mattes genau vor die Füße. Er hebt ihn auf und wirft ihn Helmut Rahn zu, der endlich spielen darf. Der Boss und Mattes sehen sich in die Augen. Jetzt ist alles möglich. Mit atemloser Stimme kommentiert der Reporter Herbert Zimmermann: „Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen. Rahn schießt… Tor! Tor! Tor! Tor!“ Und nur wenige Minuten später bricht es aus ihm heraus: „Aus! Aus! Aus! Aus! Das Spiel ist aus! Deutschland ist Weltmeister!“ 

Im Stadion, in Christas Kneipe, überall im Land liegen sich die Menschen in den Armen. Deutschland, eine verunsicherte Nation, die nach einem selbst angezettelten mörderischen Krieg geächtet am Boden lag, steht wieder auf. Die Menschen finden zu sich und zueinander und sind bereit für einen Neuanfang. 

Songs

Akt 1

# TITEL INTERPRETEN
1 Opening Intrumental
2 Gebet
3 Die großen Spiele (Preview)
4 So wird dat nie wat
5 Wir beide werden groß sein
6 Ich will wieder heim
7 Die großen Spiele
8 Steigerlied
9 Der Schacht
10 So wird dat nie wat (Reprise)
11 Kinderspiel 1
12 Wunder gescheh'n (Preview)
13 Rock'N Roll Rebel
14 Ich will doch nur leben
15 Steigerlied (Reprise)
16 Hoch auf dem gelben Wagen - Bruder Jakob
17 Da könnt' sonst jeder kommen
18 Lieber Gott
19 So wird dat nie wat (Reprise 2)
20 Wir beide werden groß sein (Reprise)
21 Wie wird es weitergeh'n für mich
22 Seien Sie nicht so Deutsch

Akt 2

# TITEL INTERPRETEN
1 Wo stehen wir
2 Gebet (Reprise)
3 Immer nur gehorchen
4 Wunder gescheh'n
5 Immer nur gehorchen (Reprise)
6 An Wunder glaubt doch jeder
7 Kannst du denn wirklich nur an Fußball denken?
8 Die Krähe
9 Kinderspiel 2
10 Ungarntraining
11 Ich bin wieder hier
12 Wo stehen wir (Reprise)
13 Die großen Spiele (Reprise)
14 Das Endspiel
15 Wunder gescheh'n (Reprise)
16 Der Brief
17 Wir beide werden groß sein (Reprise 2)

Produkte zu Das Wunder von Bern

Das Wunder von Bern (2015 Hamburg)

(N/A)

Das Wunder von Bern (2015 Hamburg)

CD
26.02.2015

Produktionen

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Produktionsarchiv

ZEITRAUM SPIELORT BEWERTUNG
2014-2017 Hamburg, Stage Theater an der Elbe (N/A)

Medien

Das Wunder von Bern

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Das Wunder von Bern

Martin Lingnau, Frank Ramond
Gil Mehmert
Deutsch
23.11.2014, in Hamburg
23.11.2014, in Hamburg