Practically Perfect

Vom Film zum Musical
Im Jahr 2004 feierte die Musicalfassung, basierend auf P. L. Travers Büchern und dem Oscar-prämierten Disneyfilm, von Mary Poppins im Londoner Prince Edward Theatre seine Uraufführung. 44 Theaterpreise wurden dem Musical seitdem verliehen. 11,5 Millionen Besucher konnte der Musicalhit weltweit ins Theater locken, und das auf drei Kontinenten. Die originalen Songs der bekannten Sherman-Brüder wurden durch neue Kompositionen von George Stiles und Anthony Drewe erweitert. Die Texte wurden von Wolfgang Adenberg neu übersetzt und die Geschichte für die Bühne adaptiert. Nach einigen Wochen Previews gilt die gestrige Premiere als Startschuss für die kommende Spielzeit. Bis Juni 2015 können mittlerweile Tickets gebucht werden.

Neues und Altes
Wer sich von Mary Poppins die originale Filmversion erwartet, der kann sowohl enttäuscht, aber auch überrascht werden. Die neue Übersetzung ist gut, mag aber zu Beginn seltsam erscheinen. Einige Szenen und Figuren wurden ausgetauscht oder verdreht. Szenen, wie die Teeparty an der Decke oder die Fuchsjagd und das Pferderennen, wurden in der Musicalversion gestrichen. Dafür verlässt Mary die Kinder, Jane und Michael, für kurze Zeit um ihnen eine Lektion zu erteilen. Wie heißt noch mal das Wort, welches man sagt, wenn man nicht weiß was zu sagen ist? Ach ja... Supercalifragilisticexpialigetisch. Dieses Wort legt Mary Poppins in der magischen Süßwarenhandlung von Mrs. Corry, in der auch schon George Banks als Kind heimlich einkaufte, mit Hilfe von Buchstabensteinen.


Magische Momente
Eine Reisetasche aus der Dinge wie ein Blumentopf, ein Wandspiegel, eine Wanduhr, Kopfkissen und Decke gezogen werden, Eine Küche die sich wie durch Zauberhand selbst aufräumt, ein liftähnlicher Schornstein und fliegende Drachen. Doch damit nicht genug. So steppt Bert außerdem kopfüber an der Decke der Bühnenrampe und Mary fliegt zwei mal über die Bühne und sogar einmal über die Köpfe der Zuseher hinweg.

Tolles Ensemble
Annemieke van Dam und David Boyd als Mary Poppins und Bert bezaubern das Publikum von der ersten Sekunde an. Die Tatsache, dass beide Darsteller nicht deutsche Muttersprachler sind, bleibt beinahe unbemerkt. Das Ehepaar George und Winifred Banks wird von Reinwald Kranner und der bezaubernden Milica Jovanovic überzeugend dargestellt. Die Haushälterin, Mrs. Brill, und, der Butler, Robertson Ay, gespielt von Tania Golden und Niklas Abel sorgen mit komödiantischem Talent für Amusement. Miss Andrew, George Banks ehemaliges Kindermädchen, auch Höllenhund genannt, wird von der stimmgewaltigen Maaike Schuurmans in Szene gesetzt. Auch Sandra Pries, in der Rolle der Vogelfrau, überzeugt stimmlich. Die beiden Kinderdarsteller für Jane und Michael Banks begeistern das Publikum sichtlich mit ihren schauspielerischen Qualitäten. Das restliche Ensemble überraschte vor allem mit tollen Tanzeinlagen.

Musikalische Höhepunkte, technische Umsetzung
Die Musik von Mary Poppins setzt auf eine Besetzung eines Blasorchesters. Im Orchester der Vereinigten Bühnen wurden die Streicher damit, bis auf einen Kontrabass, komplett verbannt. Dies stört zwar in diesem Fall nicht weiter, doch stellt sich die Frage ob sich damit die Gerüchte über eine mögliche Einsparung bei den Streichern bewahrheitet und man in Zukunft für Streicherklänge doch auf die heutige Technik von Synthesizern baut. In Punkto Sound war das Mischverhältnis zwischen Orchester und Darstellern gut gewählt, doch würde man sich wünschen von der Musik mehr vereinnahmt zu werden. Vergleichbare deutsche Theaterhäuser schaffen es auch mit dem kräftigen Sounddesign das Publikum vollkommen in die Geschichte der Produktion zu ziehen. Dies erhofft man bei den Vereinigten Bühnen leider meist vergebens. Bühnenbild, Lichtdesign, Kostüme und Co verzaubern und entführen.die Besucher in die magische Welt von Disney.

Unsere Bewertung

Medien

Zugeordnete Datensätze

BezeichnungAufgabe / Typ
Mary PoppinsMusical
Practically Perfect

Practically Perfect

02.10.2014
Premierenbericht, Österreich